Vom linken Ufer
Rio Napo
Ein Fluss von zirka 1.130 Kilometern Länge, der in Ecuador entspringt, Peru durchquert und sich schliesslich in den Rio Solimões (Oberlauf des Amazonas) ergiesst. Seine Quelle befindet sich in den Anden, am Monte Cotopaxi in 4.270 Metern Höhe.
Rio Içá oder Putumayo
Nebenfluss des Amazonas mit dem kleineren Teil seines Verlaufs im brasilianischen Bundesstaat Amazonas. Er fliesst parallel zum Rio Japurá. Der Icá hat eine Länge von 1.645 Kilometern, entspringt in einem Vorgebirge der Andenkette von Ecuador, wo er den Namen Rio Putumayo trägt – er fliesst weiter in südöstlicher Richtung, bildet die Grenze zwischen Kolumbien und Peru, durchquert kolumbianisches Territorium, um schliesslich mit zirka 310 km innerhalb Brasiliens, im Staat Amazonas, weiter zu fliessen, wo er den Namen Rio Içá annimmt. Er mündet in den Amazonas nahe des Ortes Santo Antônio do Içá. Seine Mündungsbreite erreicht 700 Meter – er ist fast in seiner Gesamtheit schiffbar.
Rio Negro
Der grösste Nebenfluss am linken Ufer des Amazonas – und der zweitgrösste der Welt an Wasservolumen – vor ihm nur der Amazonas selbst, dessen Volumen der Negro erweitert. Er hat sein Quellgebiet zwischen den Becken des Rio Orinoco und Amazoniens – er hat eine Verbindung zum Orinoco durch den Casiquiare-Kanal. In Kolumbien, wo sich seine Quelle befindet, nennt man ihn Rio Guainia. Seine bedeutendsten Zuflüsse sind Rio Branco und Rio Vaupés – letzterer ist, zusammen mit den Rio Guaviare, als Anfang des Rio Orinoco umstritten – er bewässert die Ostregion der kolumbianischen Anden. Nachdem er das brasilianische Manaus hinter sich gelassen hat, vereinigt er sich mit dem Rio Solimões – und ab dieser “Begegnung der Wasser“ (Meeting of the Waters) – einer touristischen Attraktion – erhält diese Vereinigung den Namen Amazonas.
Der Rio Negro ist von seiner Mündung ab bis zu 750 km weit schiffbar – in der Trockenperiode kann allerdings sein Wasserspiegel bis auf einen Meter Tiefgang fallen, dann machen zahllose Sandbänke den Schiffsverkehr unmöglich. Während der Regenperiode dagegen tritt er über seine Ufer und überschwemmt sein Einzugsgebiet zwischen 32 km und 640 km weit!
Rio Jari
Ein Fluss, der die brasilianischen Bundesstaaten Pará und Amapá bewässert und in den Amazonas mündet. Er erlangte grosse Bedeutung bei der Besiedelung der Nordschiene Amazoniens, wo er als Transportweg für Paranüsse und andere Waldprodukte der Region wertvolle Dienste leistete. Der Fluss besitzt ein grosses hydroelektrisches Potenzial in der Gegend von Santo Antônio da Cachoeira und Itapeuara.
Rio Paru
Er gehört zu den Flüssen, welche den brasilianischen Bundesstaat Pará bewässern. Er entspringt in der Serra de Tumucumaque, an der Grenze zu Surinam, durchquert dann in seiner gesamten Länge das Munizip von Almeirim, in Pará, um schliesslich in den Amazonas zu münden. Am Ober- und Mittellauf durchquert er die Reservate der Apalaí und Wayana-Indios. In seinem Verlauf befindet sich der Wasserfall “Acutumã“. Diesen Fluss darf man nicht mit dem Rio Paru do Oeste verwechseln, der in der Nähe des Paru entspringt, jedoch in den Rio Trombetas mündet – ebenfalls einem Zufluss des Amazonas – und der als Grenzfluss zwischen den Munizipien Óbidos und Oriximiná, ebenfalls in Pará, dient. Letzterer durchquert in seinem Verlauf die Reservate der Tirió und Zoé-Indios.
Rio Negro und die “Begegnung der Wasser“ (Encontro das Águas)
Der Rio Negro ist der bedeutendste Nebenfluss des Amazonas – er bewässert drei Länder Südamerikas und hat eine ungefähre Länge von 1.700 Kilometern. Die dunkle Farbe seines Wassers (etwa wie schwarzer Tee oder Coca-Cola), die mit der Transparenz seines bedeutendsten Zuflusses, des Rio Branco, und mit der gelb-lehmigen Trübnis des Rio Solimões kontrastiert, stammt von einem hohen Säureanteil – mit pH-Werten zwischen 3,8 und 4,9 – wegen einer grossen Menge an organischen Säuren aus der Dekompostierung von Vegetation. Infolge dieses niedrigen pH-Wertes reproduzieren sich Insekten in seinem Einzugsbereich nicht – es gibt auch kaum Moskitos in seiner Umgebung. Der lokale Volksmund spricht vom “Rio da fome“ (dem Hungerfluss), weil er auch nur wenige Fischarten enthält, im Gegensatz zu anderen Flüssen. Seine Fliessgeschwindigkeit liegt zwischen 2 – 3 km/h und seine Temperatur zwischen 25° und 26°C.
Jedes Jahr, mit dem Tauwetter in den Anden und der Regenperiode in Amazonien, steigt der Wasserspiegel des Flusses um viele Meter an und erreicht seinen höchsten Level zwischen Juni und Juli – im so genannten “Amazonas-Sommer“. Dann beginnt der Fluss wieder zu sinken, bis Mitte November, um erneut den zunehmenden Wasserzyklus einzuleiten.
In Manaus, einziger Hauptstadt (des Bundesstaates Amazonas) im Regenwald Amazoniens, die vom Rio Negro tangiert wird, registriert man schon seit einhundert Jahren die periodischen Steigungen seines Wasserspiegels. Es gibt eine Tafel im Hafen der Stadt, auf der alle historischen Register vermerkt sind – inklusive jener höchste Wasserspiegelanstieg aller Zeiten, der am 1. Juli des Jahres 2009 erreicht wurde: 29,77 Meter über Meeresspiegel!
Alle Flüsse des Amazonas-Beckens präsentieren das gleiche Phänomen des Ansteigens und Fallens ihrer Wasserspiegel, kommandiert von den grösseren Strömen, wie Rio Negro und Rio Solimões.
Der Rio Negro nimmt seinerseits ebenfalls eine grosse Zahl an Zuflüssen auf. Die bedeutendsten an seinem linken Ufer sind: Padauri, Demeni, Jaçari, Branco, Jauaperi und Camamanau – an seinem rechten Ufer: Içana, Uaupés, Curicuriati, Caurés, Unini und Jaú. Auf venezuelanischem Territorium kommuniziert ein kleiner Nebenfluss am linken Ufer des Negro, der Rio Siapa, mit dem Rio Orinoco mittels des Cassaquiare-Kanals und verbindet so die hydrographischen Becken des Amazonas und des Orinoco.
Der Rio Negro ist eine der grössten touristischen Attraktionen der Stadt Manaus und einer der wirtschaftlichsten Transportwege für ihre Bürger. 17 Kilometer unterhalb der Stadt trifft dann der Rio Negro auf den Solimões – an dieser Stelle bilden die beiden kontrastierenden Ströme das weltweit berühmte “Meeting of the Waters“ – die beiden unterschiedlichen Wasserqualitäten, die sich nicht sofort mischen, sondern bis zu 30 Kilometern weit buchstäblich “nebeneinander her fliessen“, bevor sie sich zum Amazonas vereinigen, sind eine touristische Attraktion, die den Betreibern von Ausflugsbooten viel Geld bringt.