Auf dem ersten Blick mögen die eisige Antarktis und das tropische Amazonien nicht viel gemeinsam haben. Die zwei sind aber eng miteinander verbunden. Winde, die im Zentrum der Antarktis entstehen, beeinflussen das Klima des Regenwaldes, während Rußpartikel etwa von Waldbränden im Amazonasgebiet sich im Eis des Südpols ablagern. Zudem verändern Treibhausgase, die vor allem aus Südamerika stammen, das Windgeschehen an der südlichen Polkappe.
Etwa 80 Prozent der Staub- und Schmutzpartikel, die in der Antarktis ankommen, stammen aus Südamerika, zehn aus Australien und weitere 10 Prozent von den restlichen Kontinenten, so die Erkenntnisse der Forscher. Brasilianische Wissenschaftler stellten darüber hinaus gemeinsam mit englischen Kollegen fest, dass die Zunahme des Windes im Zentrum der Antarktis das Klima in der Amazonasregion sehr wohl beeinflussen kann. Sie beobachteten, dass die dünner werdende Ozonschicht über dem Südpol eine Abkühlung in den oberen Schichten der Atmosphäre hervorruft. Während dieser Effekt über dem Zentrum der Antarktis stattfindet, steigen an den Rändern die Temperaturen aufgrund der Treibhausgase. Das hat zur Folge, dass die sogenannten „westerly winds“ stärker werden und sich das Windgeschehen über dem Südatlantik verändert. Unter anderem würde dies zu ausgeprägten Trockenperioden im Amazonasgebiet führen, wie Heitor Evangelista von der Universität in Rio de Janeiro ausführt.
Evangelista ist einer der Wissenschaftler, die mit Hilfe der brasilianischen Antarktis-Station Criosfera 1 die Veränderungen in der Atmosphäre, des Klimas und der Eisschichten erkunden. Die Station wurde vor zwei Jahren im Innenland der Antarktis eingerichtet und liegt etwa 670 Kilometer vom Südpunkt der Erde entfernt. Von dort werden Daten automatisch via Satellit an die Forschungseinrichtungen in Brasilien gesendet, unter anderem Temperatur, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit, Schneedicke und Kohlendioxidgehalt.