Trotz seiner kleinen Fläche steht Ecuador an achter Stelle der Länder mit der grössten Biodiversifikation der Erde. Hier existieren fast 20.000 Pflanzenarten, mehr als 1.500 Vogelarten, mehr als 840 Reptilien und Amphibien, sowie 341 Arten von Säugetieren.
Ecuador hat im Gegensatz dazu auch den Umweltzerstörungs-Rekord und steht in Südamerika an der absoluten Spitze der Waldvernichtung! Ölausbeutung, Holzverschiebung und Strassenbau wurden seinem Primärwald zum Verhängnis – inzwischen bedeckt der Wald nur noch 15% der ecuadorianischen Landmasse.
Holzfäller in West-Ecuador (Küsten- und unteres Andengebiet) sind verantwortlich für den Verlust von 99% des Regenwaldes in dieser Region. Historisch gesehen läuft das so ab: Nachdem ein Gebiet selektiv abgeholzt und verlassen ist, folgen Siedler den Holzfällerpisten und errichten ihre Behausungen in demselben Gebiet, dort brennen sie alles ab, was noch an vegetativem Bestand übrig ist, um Felder oder Viehweiden anzulegen.
Der Umweltschock durch die Ölausbeutung in Ost-Ecuador ist jetzt berüchtigt als das Ergebnis eines langfristigen, 6-Milliarden-Dollar-Verfahrens, das 30.000 Waldbewohner und Texaco involviert, einst eine der weltgrössten Energieunternehmen, nun von Chevron übernommen. In den 25 Jahren, während der Texaco in der Oriente-Region des westlichen Amazoniens operierte, schüttete die Ölfirma 17 Millionen Gallonen Rohöl in die lokalen Flusssysteme (zum Vergleich: Bei dem Exxon Valdez Unfall in Alaska 1989 liefen “nur“ 11 Millionen Gallonen ins Meer), kippte mehr als 20 Milliarden Gallonen an toxischen Bohrprodukten in die Erde und lichteten den Wald für Zufahrtspisten, zur Ausbeutung des Bodens und andere Produktionsaktivitäten. Ab der Mitte der 90er Jahre lagen Ländereien brach, welche einst für die Landwirtschaft genutzt wurden, und Hunderte von Abfallgruben blieben übrig. Im August 1992 verursachte ein Pipeline-Bruch das Auslaufen von 275.000 Gallonen (1,04 Millionen Liter) Rohöl, das den Rio Napo in dieser Gegend tagelang schwarz färbte und die Länder Peru und Brasilien unterhalb des Katastrophengebiets zwang, in ihren betroffenen Regionen den Ausnahmezustand auszurufen.
Anfänglich schien es so, als ob Texaco sich aus dem Ort klamm und heimlich zurückziehen wollte, ohne den Anwohnern, deren Umwelt ernstlich geschädigt worden war, irgendwelche Reparationen zu hinterlassen. Aber ausgedehnte Proteste der Eingeborenen, Umweltschützern und Menschenrechts-Organisationen zwangen Texaco zu Verhandlungen. Texaco projektierte seine Aufräumungskosten auf die bescheidene Summe von 5 bis 10 Millionen Dollar.
Als Antwort auf die ungenügende Aufräumungsgeste – inzwischen war das ganze traurige Ausmass der Umweltschädigung bekannt geworden und ernst zu nehmende Gesundheitsprobleme bei den Anwohnern aufgetreten – feilte man in den Vereinigten Staaten an einem Verfahrensprozess gegen Texaco zugunsten von 30.000 durch die Operationen der Ölfirma betroffenen Menschen. Vorhergehende Anstrengungen Ecuadors gegen Texaco scheiterten, wegen Texacos politischem Einfluss auf die ecuadorianische Justiz.
Ende des Jahres 2005 war der Fall gegen die Dachkompanie Chevron immer noch aktuell bei den US-Gerichten und fing an, ein Thema für die Teilhaber der Kompanie zu werden. Angesichts einer 6-Milliarden-Dollar Verpflichtung, sah sich die Kompanie drei neu erarbeiteten Resolutionen von Seiten ihrer Teilhaber gegenüber, die von Chevrons Management verlangten, sich ab sofort mehr um die Menschenrechte, die Umwelt und die Teilhaberinteressen zu kümmern! Auch die United Nations (UNO) wurde von dem Fall tangiert, sie setzte sich mit der ecuadorianischen Regierung in Verbindung, um die Sicherheit von Rechtsanwälten und Volksvertretern zu garantieren, die in diesem Prozess als Zeugen auftraten, denn die hatten eine Reihe von Drohungen bekommen.
Nach Auskunft von “Amazon Watch“, einer Organisation, die den Prozess verfolgt, steht es in diesem Fall nicht besonders gut für Chevron: Die Beunruhigung der Teilhaber eskaliert, als Chevrons Verteidigung sich signifikanten Hürden des Verfahrens in Ecuador gegenüber sieht. Dem Gericht vorgelegte Wasser- und Erdproben von allen 18 Förderstellen, die vom Gericht mehrmals inspiziert worden sind, bewiesen illegale Levels toxischer Verschmutzung – oft auf Befehl von oben.
Zum ersten Mal wurde ein internationaler Ölmulti zum Thema legaler Gerichtsbarkeit eines Entwicklungslandes wegen massiver Umweltzerstörung. Ein New Yorker Gericht hat inzwischen schon bestätigt, dass die ecuadorianischen Ansprüche in den Vereinigten Staaten durchgesetzt werden können, wo die Chevron-Kompanie ansässig ist! Und um eine Resolution des Obersten Gerichtshofs in Ecuador vom Juni 2004 zu zitieren: Das Gericht warnt die Chevron-Manager, dass sie im Fall der Umweltzerstörung von einem US-Gericht sogar als persönlich haftbar befunden werden könnten!
Auszug aus den Nachrichten von “Amazon Watch“ im Dezember:
Abgesehen von der komplizierten Rolle der ecuadorianischen Regierung hinsichtlich der Umweltzerstörung durch Ölförderungen, hat sie Schritte unternommen, um zu erhalten, was von Ecuadors wilder Natur übrig ist. Nach Berichten der “International Tropical Timber Organization (ITTO)“ subventioniert sie die Aufforstung nativer Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht sind und erlässt Dekrete zum Schutz von Waldgebieten. Diese Incentive ist vielversprechend, denn mehr als 50% von Ecuadors Landfläche ist degradiert und bedarf einer Aufforstung. Bis 2004 standen 15,6% von Ecuador offiziell unter Naturschutz, jedoch der Edelholzschlag und anderer Raubbau der Wälder in Schutzgebieten ist dort nicht ungewöhnlich. Insgesamt hat Ecuador zwischen 1990 und 2005 zirka 21,5% seiner Bewaldung eingebüsst. Die Abholzungsquote ist seit Ende 1990 um 17% gestiegen.