Die meisten Reptilien unseres Planeten finden sich in den Tropen, inklusive im tropischen Südamerika. Aber trotz dieses Überflusses an Arten, ist unser Wissen in Bezug auf viele Reptilien Amazoniens noch sehr gering. Während einige Reptiliengattungen besonders vielgestaltig auftreten, kommen andere, wenn man sie mit tropischen Gebieten Asiens vergleicht, in überraschend geringer Dichte vor. Zum Beispiel sind Land- und Wasserschildkröten sowie Giftschlangen, verglichen mit vielen anderen feucht-tropischen Gebieten der Welt, nur in geringer Artenzahl vertreten.
Schlangen
Die Boa-Riesenschlangen bezeichnet man in Südamerika kollektiv als “Boinas“ oder “Boines“, und sie sind zweifellos die berühmtesten Schlangen der Welt. Die weitverbreitete “Boine-Fauna“ des Amazonasbeckens und der Guyanas beinhaltet fünf Arten: die Boa constrictor (Boa constrictor), die Hundskopf-Boa (Corallus caninus), die Garten-Boa (Corallus enydris), die Regenbogen-Boa (Epicrates cenchria) und die Grüne Anakonda (Eunectes murinus).
Boas sind in unterschiedlichen Lebensräumen anzutreffen – von trockenen Gebieten mit geringen Regenfällen bis zu üppigen Regenwäldern – ausgenommen die Hundskopf-Boa, die man nur in tropischem Regenwald der Ebene zu Gesicht bekommt.
Um Beute zu machen, warten Boas solange in scheinbar ruhender Position, bis ein entsprechendes Beutetier in Sicht ist, dann stossen sie zu, umwickeln das Opfer und ersticken es. Ihre Beute kann aus Fischen, Schildkröten, Eidechsen, Kaimanen, Vögeln und auch Säugetieren bestehen – inklusive Rotwild.
Zur Gruppe der Giftschlangen gehören zum Beispiel die Echte Korallenotter (Gattung Micrurus), der Surucucu-Buschmeister (Lachesis muta) und die Jararaca-Lanzenotter (Bothrops jararaca) – sie töten ihre Beute durch Biss.
Schlangen – grosse wie kleine – schlucken ihre Beute im Ganzen. Eine Riesenschlange wie die Boa kann sowohl eine Ratte von 210 Gramm als auch ein Wasserschwein von 9 Kilogramm verschlingen. Unterschiedliche Boa-Arten leben im unterschiedlichen Habitats (zum Beispiel auf Bäumen, an Flüssen), und weil sie je nach Art auf unterschiedliche Beutetiere spezialisiert sind, können sie nebeneinander koexistieren, ohne sich gegenseitig ins Gehege zu kommen.
Krokodile und Alligatoren (Kaimane)
Sie sind meist nachtaktiv und ernähren sich von Fischen und anderen Wassertieren oder solchen, die das Wasser gelegentlich aufsuchen – wie zum Beispiel Wasserschweine (Capivaras), Wasservögel und Schlangen.
Es ist war, Krokodile und Alligatoren oder Kaimane sind schwer zu unterscheiden – sie sehen anscheinend gleich aus – aber Krokodile (die in Südamerika nicht vorkommen) haben schmalere (spitzere) Schnauzen als Alligatoren. Bei den Krokodilen kann man den vierten Zahn des Oberkiefers bei geschlossenem Maul herausragen sehen. Alligatoren und Kaimane meiden Salzwasser – und sie sind wesentlich zahlreicher.
Schildkröten
Die im Amazonasbecken vorkommenden Schildkröten gehören einer uralten Gattung an, die man Halswender-Schildkröten (Gattung Pleurodira) nennt – bei Gefahr knicken sie ihren Hals seitlich ein, um ihren Kopf im Panzer zu verstecken, anstatt ihn, wie bei anderen Arten üblich, einfach zurück zu ziehen. Es gibt nur etwa 20 Arten in Amazonien.
Die südamerikanische Arrau-Schildkröte (Podocnemis expansa) – in Brasilien “Arraú“ in angrenzenden Ländern “Charapa“ – ist die grösste Süsswasser-Spezies in Südamerika, mit Schalenlängen über 80 cm bei einigen weiblichen Exemplaren. Die männlichen Tiere sind kleiner – im Durchschnitt 40 cm. Diese Schildkröten haben die Erde seit mehr als 158 Millionen Jahren bewohnt und sind auch deshalb weit verbreitet. Die genannte Spezies findet man im Amazonas- und im Orinoco-Becken in Venezuela, Ekuador, Kolumbien, Peru, Bolivien, Brasilien und Guyana.
Umfangreiche Informationen, Beschreibungen und viele Fotos zahlreicher Reptilien, die im gigantischen Amazonas heimisch sind.
Südamerikanische Wasserschildkröten sind von biologischer, gesellschaftlicher und kultureller Bedeutung. Biologisch gesehen, agieren sie als Umwelt-Indikatoren, sie sind äusserst sensibel in Bezug auf die ökologischen Aspekte ihres Lebensraums.
Amazonasreptilien besetzen ein weites Gebiet an Lebensräumen, und sie haben ganz unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten. Die meisten Reptilien, wie zum Beispiel die Boa constrictor, sind fleischfressend, während andere, wie der Grüne Leguan, sich in erster Linie vegetarisch ernähren.