Wer kennt eigentlich Suriname? Auf keinen Fall jemand, der nur in Paramaribo war – obwohl ohne Paramaribo gesehen zu haben, niemand sagen kann, dass er in Suriname gewesen sei. Eigentlich ist es aber egal, denn alle Wege durch Suriname führen über Paramaribo.
Paramaribo ist die Hauptstadt von Suriname, dem früheren Niederländisch Guayana, einem kleinen Land an der Nordküste Südamerikas, eingeklemmt von Guayana und Französisch Guayana, im Süden bedrängt vom mächtigen Brasilien. Gelegen auf dem sogenannten Guayana-Schild, gehört es zur Karibik, fühlt sich aber eher zu Südamerika hingezogen. Auf einer Fläche von weniger als 200.000 km² leben gerade mal um die 530.000 Menschen unterschiedlicher Herkunft, die sich offiziell auf niederländisch verständigen.
Das Land hat eine ganz besondere Geschichte, der es seinen ganz besonderen Charakter verdankt. Suriname war einst niederländische Kolonie und gilt als kultureller Schmelztiegel schlechthin, wo sich einheimische, afrikanische, europäische, indische, chinesische und indonesische Wurzeln mitsamt ihrer Religionen und Traditionen zu einem harmonischen Miteinander verflochten haben. Den Besucher erwartet eine fröhliche und farbenfrohe multikulturelle Gesellschaft, die gern ‚tot Bam‘ feiert. ‚Bam‘ ist weder niederländisch noch entstammt es dem einheimischen Sranan Tongo, sondern ist entstanden aus ‚Bis am Morgen‘. Denn auch die Deutschen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur auf dem Grund des Suriname-Flusses, wohin das einstige Kriegsschiff ‚Goslar‘ versenkt wurde, sondern auch in Berlijn, nur einen Tagesausflug weit von der Hauptstadt entfernt im District Para gelegen.
Es war der preußische Hauptmann Walraad Hendrik Godlief van Borries, nicht aus Berlin, sondern aus Münden stammend, der aus der einstigen Holzplantage die größte von ganz Para machte. Sie hatte eine Wasser getriebene Sägemühle, und ab 1770 gab es auch Zuckerrohr und Kaffee. Allerdings auch Sklaven. Um die 200 sollen auf der Plantage des deutschen Hauptmanns gearbeitet haben. Ihre Hütten sind erhalten und in Sehenswürdigkeiten verwandelt worden. Berlijn in Suriname wird gern besucht.
Sicher spielt dabei der bemerkenswerte Name eine Rolle, aber sicher nicht die wichtigste. Wer in die Gegend kommt, trifft auf gastfreundliche einheimische Gemeinschaften, die Fremden gern zeigen, wie sie leben. Berlijn liegt mitten in einer Savannenlandschaft, wo – so wird gesagt – das Weiß des Sandes blendet und das Wasser der Bäche so dunkel scheint wie Cola. Ein Bad in diesen Gewässern soll heilende Wirkung auf Körper und Geist haben.
Energetisch aufgetankt, kann man dann Party machen. Am besten in der Hauptstadt. Aber bevor ‚tot Bam‘ gefeiert wird, sollte man bei einem Spaziergang durch die historische Innenstadt die charakteristischen Holzhäuser bewundern, die aus der Kolonialzeit übrig geblieben sind. Ihr einzigartiger Baustil, eine Verschmelzung europäischer Architektur mit surinamischen Einflüssen, hat sie für die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes qualifiziert.
Surinamisch Feiern gehört noch nicht zum Weltkulturerbe, aber zu den Top-Empfehlungen des ‚Lonely Planet‘. Gelegenheit gibt es überall und immer, denn die Surinamesen brauchen keinen Grund zum Feiern. Tanz in Diskotheken, Nachtclubs, auf Plätzen und Terrassen, nach moderner Live-Music Made in Suriname. Für ‚Anspruchsvollere‘ gibt es indische Klassik oder Jazz, aber auch jede Menge anderer Kunst. Und wer nicht die ganze Nacht durch tanzen will, kann ‚tot Bam‘ auf seiner Terrasse bei einem der wunderbaren lokalen Getränke wie dem Parbo-Bier die Farben des tropischen Himmels betrachten.Der ist besonders bunt zum Jahreswechsel, wenn die ‚Surifesta‘ gefeiert wird, rauschend und spektakulär. Viele im Ausland lebende Surinamesen kommen extra deswegen zum Jahreswechsel zu Besuch. Als junge, aber durchaus selbstbewusste touristische Nation bewarb sich das Land auf der ITB 2012 in Berlin als „The Green Caribbean“ – „Grüner geht’s nicht!“ Und dies nicht zu unrecht. Suriname ist tatsächlich eines der weltweit grünsten Länder. Das Zentralsurinamische Naturreservat (CSNR) gehört mit 16.000 km² zu den größten geschützten Tropenwäldern des Planeten.
Das kleine Land ist sich seines großen Reichtums bewusst. Suriname ist auch Mitglied der ACTO (Amazon Cooperation Treaty Organization), in der sich die acht Amazonasländer zusammen geschlossen haben. Surinames Lage ist ideal für einen Trip in die Regenwaldgebiete der Nachbarländer, z. B, entlang des „Amazon Caribbean Tourism Trail“ (ACTT), der von Suriname nach Guayana über den Takutu-Fluss in den brasilianischen Bundesstaat Roraima führt, wo der ca. 2.700 m hohe Tafelberg Mount Roraima das Länderdreieck bildet.
Am 11.11.2011 wurde das Amazonas-Regenwaldgebiet zu einem der sieben neuen Weltwunder ernannt, eine Ehre, die auch neue große Herausforderungen an den Tourismus in der Region stellt. Und Suriname hat gute Voraussetzungen, diesen Anforderungen gerecht zu werden.