Die Zahl der Großbrände in der Amazonas-Region nimmt nicht ab. Experten befürchten, dass sie sich in den kommenden Wochen noch erhöhen könnten. Währenddessen versuchen die Regierungen Brasiliens und Boliviens Kräfte zu bündeln, um die Feuersbrunst einzudämmen.
Nach dem Erlass eines Dekretes am 23. August ist in Teilen der brasilianischen Amazonas-Region bereits das Militär im Einsatz bei den Löschaktionen. In den Bundesstaaten Amazonas und Mato Grosso ist es bisher allerdings nur bei einer Bestandsaufnahme geblieben. Eine effektive Verstärkung der Brigaden und Feuerwehr durch das Militär wird den beiden Bundesstaaten erst in den nächsten Tagen erwartet.
Per Dekret wurde in Brasilien ebenso für die nächsten 60 Tage das legen offener Feuer verboten. Von den Gouverneuren der betroffenen Bundesstaaten und Umweltschützern wird dessen Wirkung skeptisch gesehen. “Ein Dekret löscht kein Feuer“, konstatierte Danicley Aguiar von Greenpeace.
Tatsächlich ist die Zahl der Brandherde nach dem Dekreterlass von 607 am 28. August auf 1.255 am 29. August angestiegen. Insgesamt wurden im August laut Daten des Raumforschungsinstitutes Inpe in Amazonien 30.901 Brandherde registriert, dreimal soviel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Laut Greenpeace ist zwischen Januar und Juli dieses Jahres bereits über 1,8 Millionen Hektar Regenwald in Flammen aufgegangen. Befürchtet wird, dass sich die Zahl noch erheblich erhöhen wird, da die Trockenzeit bis Oktober reicht und ebenso die Kahlschläge dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr enorm zugenommen haben.
Der Präsident des brasilianischen Institutes zum Umweltschutz (Proam), Carlos Bocuhy, verweist darauf, dass der feuchte Regenwald kaum Brennstoff bietet. Vielmehr werden die Brände zum Großteil bewusst ausgelöst, um gerodete Flächen in der Trockenperiode für eine künftige Nutzung vorzubereiten. Die besteht vor allem aus einer Rinderbeweidung. Nach Studien von MapBiomas werden sechs von zehn gerodeten Hektar Regenwaldes in Weiden umgewandelt.
Verstärkt wurden ebenso die Kontrollen illegaler Machenschaften. Wie gefährlich diese sind zeigt ein Beispiel aus dem Bundesstaat Pará. Dort wurde auf die von Polizsten begeiteten Kontrolleure der Umweltbehörden geschossen, als diese eine illegale Schürfgrube blockiert haben.
In Bolivien läuft die Bekämpfung der Großfeuer ebenso auf Hochtouren. Am stärksten betroffen ist dort die Region Chiquitania. Dort befindet sich der Amazonas-Regenwald im Übergang zum Chaco, dem Pantanal Boliviens.
Allein im Juni sind in Bolivien 14.307 Brandherde verzeichnet worden. Die bolivianische Stiftung Freunde der Natur (FAN) spricht von über 2,1 Millionen Hektar verbrannter Erde in ganz Bolivien. Ein großer Teil davon im Amazonas-Regenwald.
Ähnlich wie Brasilien hatte sich auch die bolivianische Regierung zunächst nicht um Hilfe ans Ausland gewandt. Tätig wurde die Regierung erst nach Protesten der Betroffenen und lokalen Amtsträgern. Bis dahin waren schon drei Wochen vergangen.
Im Einsatz sind mittlerweile der amerikanische Supertanker Boing 747, Militärhubschrauber und Flugzeuge, die sonst zur Pulverisierung von Agro-Chemikalien verwendet werden. Akzeptiert wurde Hilfe aus Nachbarländer und auch Spanien.
Nach einer Veröffentlichung der bolivianischen Regierung waren bis zum 24. August 35 Siedlungsgemeinschaften in elf Munizipen von den Großbränden betroffen. Über 1.800 Familien mussten ihre Häuser verlassen.
Auch in Bolivien wird die Politik des Präsidenten für den Anstieg von Rodungen und Bränden mitverantwortlich gemacht. Hinzu kommen allerdings für die Jahreszeit atypische, starke Winde, die das Feuer in der momentanen Trockenperiode anfachen.