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Pflanzen aus Amazonien – wertvolle Rohstoffe für die Haarpflege

Veröffentlicht am 15. April 2015 - 06:58h unter Nachrichten aus Amazonien

Arrabidaea chicaDie traditionelle Anwendung zweier Pflanzenarten aus dem brasilianischen Amazonasgebiet ist inzwischen hinlänglich bekannt: Aus der “Crajiru“ (Arrabidaea chica) gewinnt man, schon seit einem halben Jahrhundert, einen weinroten Farbstoff, mit dem man die Eiscremes attraktiver gestaltet – die Substanz wird auch in Europa produziert und verwendet – und die andere Pflanze heisst im Volksmund “Mulateiro-da-várzea“ (Calycophyllum spruceanum), aus ihr bereiten junge Mütter einen Tee und ein wohltuendes Sitzbad nach einer Geburt – was besonders unter den Bewohnern abseits lebender Kommunen Tradition hat. Jedoch dank jüngerer Erforschung der Eigenschaften jener besonderen Substanzen beider Pflanzen, werden sie heute auch in der Herstellung von Shampoos und Cremes zur capilaren Behandlung eingesetzt – sogar in Toniken zur Anregung des Haarwachstums sind sie enthalten.

Die “Crajiru“ ist eine Kletterpflanze mit langen, schmalen Blättern, einfach zu kultivieren, so sagt der Volksmund – man findet sie häufig in Gärten und Feldern der einheimischen Bevölkerung. Sowohl den Lebensmittelfarbstoff als auch den Extrakt für die Haarkosmetik gewinnt man aus den Blättern, obwohl die Produkte für die Haare nicht zum Färben derselben verwendet werden, denn die Extraktion der entsprechenden Substanzen unterliegt einem andersartigen Verfahren.

Die “Mulateiro-da-várzea“ ist ein schöner Baum von etwa dreissig Metern Höhe, mit glattem, geradem Stamm, aus dessen Rinde man Fenole extrahiert, antioxidante, aufhellende Substanzen, die in Produkten gegen Falten und Flecken der Haut Verwendung finden, um dem humanen Verjüngungs-Trend entgegenzukommen. Das natürliche Vorkommen des Baumes erstreckt sich über die “Várzeas“ (sporadisch überschwemmte Tiefebenen) der Bundesstaaten Acre, Amapá und Amazonas, mit einer Konzentration von bis zu 30 Bäumen pro Hektar (zum Vergleich: Die gesetzlich zur Ausholzung erlaubten Edelhölzer müssen mindestens in einer Dichte von drei Bäumen pro Hektar vorkommen – der “Mulateiro“ bringt es auf zehnmal so viele). Sein Holz ist dichtfaserig und hat einen hohen Heizwert, deshalb wird es von der lokalen Bevölkerung als Brennholz geschätzt.

“Meine Familien kam aus Frankreich und Holland in den 1890er Jahren und schuf sich ein Heim im Territorium Acre, noch bevor es von Brasilien annektiert und zum Bundesstaat Acre erklärt wurde“, erzählt der Chemiker und Unternehmer Paulo, und meint scherzend, dass er als “Índio de olhos azuis“ (Indio mit blauen Augen) geboren wurde. Seit seiner Kindheit beobachtete er die Frauen, wie sie Tee vom “Mulateiro“ tranken und auch auf ihre Haut strichen, um nicht zu altern. Und er kann diesen Effekt mit den faltenlosen Gesichtern der Frauen in seinem Umfeld auch beweisen – besonders dem seiner Tante Terezinha, die inzwischen 91 Jahre alt ist, ein Alter, das man ihr nicht ansieht.

Deshalb hat Paulo in eine Fabrik investiert, die eine Antifalten-Creme produziert, er nennt sein Unternehmen “Casa de Mulateiro“ (Haus des Mulateiro). Später hörte er von den Forschungen bezüglich der beiden Pflanzen – davon mehr als 40 Thesen von Doktoranten über den Mulateiro – und schuf in seinem Unternehmen auch eine haarkosmetische Linie, für der er Extrakte des “Mulateiro“ und der “Crajiru“ verwendete, mit einer Verstärkung durch eine weitere Pflanze, die im Volksmund “Amor-crescido“ (Portulaca pilosa) genannt wird.

Der “Mulateiro“ hat fungizide, und die “Crajiru“ hat bakterizide Eigenschaften, und die “Amor-crescido“ schliesst die Cuticula des Haares und gibt ihm Glanz. Zusammen sorgen sie für Sauberkeit und stärken die Kopfhaut und ihre Haare, besonders nach der Anwendung von Haarfärbungen auf der Basis von Formol, Amoniak, Guanidin, Hydrogenperoxyd und anderen Hydroxiden.

“Weil ich selbst Anlagen zu einer Glatze habe, begann ich für mich ein Haartonikum zu entwickeln – auf der Basis vom Mulateiro und einem anderen pflanzlichen Aktivum. Und das hat hingehauen – viele neue Haare sind mir daraufhin gewachsen! Und jetzt bereite ich die Einführung dieses Tonikums auf dem Markt vor“, freut sich der Unternehmer. Das wird passieren, nachdem die Anvisa (Nationale Agentur für Sanitäre Aufsicht) seine Dokumentation eingesehen und das Produkt genehmigt hat – vielleicht bis Mitte dieses Jahres (2015).

“Alle unsere Produkte sind organisch, ohne Parabene (chemische Konservierungsmittel) und ohne Petrolate (ein Mineralöl aus Erdölrückständen)“, fährt er fort. “Die Crajiru und die Amor-crescido, beide Pflanzen bauen wir an, was den Mulateiro-Baum betrifft, er kommt aus dem nativen Wald und wird von einer Kooperative im Süden des Bundesstaates Amazonas geerntet – wir achten darauf, dass dies in einer die Bäume erhaltenden Form geschieht. Und wir verwenden nur den reinen Extrakt vom Mulateiro (ohne Mischung mit anderen Spezies, was passiert, wenn man die Herkunft nicht sorgfältig kontrolliert), und unter idealen Bedingungen, ohne Pilzbefall und ohne Rückstände“.

So wie es aussieht, lohnt sich das Vertrauen auf jenes Duo der amazonensischen Biovielfalt, vor allem für denjenigen, der haarige Probleme hat – oder besser, Capilarprobleme!

© Liana John – Blog Biodiversa – Planeta Sustentável

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