Eine Vipernart gibt den Forschern derzeit Rätsel auf. Eigentlich lebt die giftige Jararaca auf dem Erdboden. In einem Bereich des Amazonas-Regenwaldes hat sie sich allerdings auf ein Baumleben verlegt. Ihr Leben spielt sich hoch oben in den Wipfeln der Urwaldriesen ab.

Brasilianische Forscher versuchen das Mysterium zu enträtseln. Eigentlich ist die Morphologie ihres Körpers nicht für eine ständige Kletterpartie in den Bäumen ausgelegt, wie die Forcher erklären. Dass die Jararaca (Bothrops atrox) dennoch hoch oben Zuflucht sucht, liegt an den Überschwemmungen.

Die auf Bäumen lebende Jararaca haben Forscher der Universidade Federal do Oeste do Pará (UFOPA) in den Várzeas des Amazonas-Regenwaldes bei Santarém im brasilianischen Bundesstaat Pará entdeckt. Wie Auen sind auch Várzeas von Überschwemmungen gekennzeichnet. Statt dabei auf höher gelegene Bereiche auszuweichen, wie der “terra firme“, sucht die Jararaca der Várzeas aber auf der Vegetation Unterschlupf.

Für erstaunlich wird von den Forschern ebenso die hohe Konzentration der Vipern in dieser Region eingestuft. Eine ähnlich hohe Anzahl ist bisher lediglich auf isolierten Inseln registriert worden, auf denen natürliche Feinde der Vipern fehlen.

Ein Beispiel ist die Insel Queimada Grande vor der Küste São Paulos, die im Volksmund Schlangeninsel genannt wird. Sie weist 45 Vipern pro Hektar auf und damit die weltweit zweitgrößte Konzentration dieser Reptilien.

Die Biologen der Universität UFOPA vermuten, dass es sich bei der Jararaca der Várzeas von Santarém um eine Zwischenstufe zu einer neuen Art handelt, weil sie gleichzeitig Charakteristiken ihrer auf der Terra firme lebenden Verwandten aufweist und ebenso morphologische Veränderungen, wie längere Schwänze.

Durch die natürliche Selektion werden die Jararacas der Várzeas, die sich weniger auf ein Leben auf den Bäumen anpassen eliminiert, wie der UFOPA-Forscher Rafael de Fraga erklärt.