Im kolumbianischen Hochland hat die noch andauernde Bekämpfung des Coca-Anbaus signifikante Folgen für den Wald. Kolumbien ist ein führender Produzent von Coca, jener Pflanze, welche die bedeutendsten Ingredienzien zur Kokainherstellung liefert. Ein grosser Teil von Kolumbiens Coca wird von armen Bauern angebaut, denn sie erzielen dadurch ein besseres Einkommen als mit anderen Feldprodukten. Diese Bauern wandeln die Pflanze auch um in Coca-Paste und verkaufen diese an Gruppen – inklusive Paramilitärs und kolumbianische Rebellen – und die verfeinern sie zu Kokain und exportieren den Stoff zu den verschiedensten Märkten – allen voran die USA, die den grössten Drogenkonsum der Welt stellt.
Anstrengungen zur Eindämmung des Drogenhandels haben sich auf Versprühungs-Programme eines bestimmten Pflanzenvertilgungsmittels fixiert (einer Mischung aus “Monsanto Corporation’s Roundup“ und “Cosmo-Flux 411F) – das Herbizid wird von Erntebestäuber-Flugzeugen über den suspekten Feldern versprüht. Weil diese Mischung allerdings kein selektives Herbizid ist, wird die umgebende Vegetation – inklusive die Gemüsefelder der Bauern und auch die nativen Pflanzen – ebenfalls vernichtet. Lokale Berichte schlagen vor, dass die Bauern eben ihre Saat direkt nach der Sprühaktion in den Boden legen sollen – so verpufft der gesamte Aufwand!
Diese Herbizid-Versprühung aus der Luft treibt ausserdem den Coca-Anbau dazu, sich in neuen Gebieten einzunisten. Im März 2005 berichtete die Associated Press, dass eine Coca-Produktion grossen Stils in den extensiven Regenwald des Chocó-Staates verlegt worden sei, einem biodiversifikativen Hotspot im Nordwesten Kolumbiens. Die armen Bauern holzen den Wald ab, um Coca zu pflanzen und jagen die wilden Tiere der lokalen Fauna, um zu Essen zu haben.
Auch der ökologische Schock der Coca-Produktion ist bedeutend. Jedes Coca-Feld bedingt die Abholzung von einer etwa viermal so grossen Fläche Wald, und die Rückstände der Chemie, die zur Bearbeitung der Coca-Blätter gebraucht werden (inklusive Kerosin, Schwefelsäure, Azeton und Karbid) vergiften derweil die lokalen Gewässer.
Ergänzend konstatieren Kritiker der US-Anstrengungen in Kolumbien, dass das Eindämmungs-Programm wenig dazu beigetragen hat, die Kokainlieferungen an die USA zu verringern. Trotz dem Anwachsen weltweiter Nachfrage, sind die Preise für Kokain auf den amerikanischen Strasse im Lauf der Jahre ständig gefallen, was darauf hinweist, dass die Verfügbarkeit der Droge nicht abgenommen hat.
Ein Report aus dem Jahr 2005 aus dem Büro des Weissen Hauses der “National Drug Control Policy“ zeigt, dass eine massive, US-organisierte Sprühoffensive, welche die Aufgabe hatte, die Coca-Kultivierung in Kolumbien empfindlich zu treffen, völlig daneben ging. Daten zeigen, dass 114.046 Hektar bepflanzt mit Coca gegen Ende 2004 in Kolumbien übrig waren – eine Erhöhung im Vergleich zu den 113.894 Hektar, die nach der Sprühkampagne von 2003 übrig geblieben waren. Obwohl man Milliarden von Dollar in das Eindämmungs-Programm gesteckt hat, hat sich die für den Coca-Anbau genutzte Landfläche seit der Mitte der 90er Jahre mehr als verdoppelt: 1996 wurden 69.100 Hektar abgeerntet, während es im Jahr davor noch 51.400 Hektar an Coca-Plantagen waren.